(von Tony Binggel)
Am 4. Dezember 2010 trafen alle sechs amtierenden Wellensittichrichter der Schweizerischen Wellensittich-Züchter Verbandes zwischen halb neun und neun im Restaurant Blümlisalp in Alterswil, ein. Nach einem ersten Kaffe ging es sogleich los zuerst wurden einige administrative und organisatorische Themen besprochen und erledigt. Danach war die Reihe an Kurt Käslin welcher zum Thema Rotaugen ein Referat vortrug. Er erläuterte uns die verschiedenen Merkmale von Lutinos, Albinos, Lacewings und den Falben, erzählte viele interessante Spezialitäten über die verschiedenen Variationen und ging kurz auf die Eigenschaften der Vererbung der unterschiedlichen Typen ein.
Danach begannen die praktischen Übungen, anhand der von allen mitgebrachten Wellensittichen und bereits bei der ersten zusammen gestellten Klasse mit sieben Albinos entstand eine intensive Diskussion wie mit allenfalls vorhandenen Geisterzeichnung oder mit Blauanflug in der Körperfarbe umzugehen sei. Wie stark diese Fehler zu bestrafen sind im Vergleich zu den Eigenschaften des Typs? Es zeigte sich, dass es sehr schwierig ist einen Konsens zu erreichen. Diese Diskussionen begleiteten uns nun den ganzen Vormittag über, war es bei den Lacewings oder bei den Falben. Ebenfalls war eines der Schwergewichte der Dialoge die Abzüge für konditionelle Mängel und die Grenzen der Ausschlussfehler bei fehlendem Gefieder. Erfreulich war, dass mehr als zehn Falbe zur Verfügung standen und somit auch einmal bei dieser doch eher seltenen Variation ein eingehender Vergleich möglich war.
Nach der Mittagspause waren verschiedene Themen als lose Diskussion angesagt. Als Erstes wurde ein Rückblick auf die Richterarbeit der SWV-Verbandsausstellung thematisiert. Es war schon erstaunlich wie unterschiedlich die Wahrnehmung selbst unter uns Richtern sein kann. Sehr unterschiedlich wurden die einzelnen Ergebnisse kommentiert. Tatsache ist, dass die beiden anwesenden Richter eine klare Linie hatten und diese auch weitest gehend durch gezogen haben.
Logisch, es wird immer Entscheide geben, die man unterschiedlich interpretieren kann und ich denke diese unterschiedliche Sichtweise macht ja unser Hobby auch enorm spannend, dennoch sind es genau diese Tage, die Richter-Weiterbildungen, die diese unterschiedlichen Sichtweisen etwas abschwächen sollen und zu einer einheitlicher Ansicht beitragen sollen.
Fliessend ging die Diskussion ins nächste Thema über, wie schon an der letzten Tagung wurde die Handhabung der stark befiederten Wellensittiche und deren Bewertung an Schauen besprochen.
Leider wurde diese Debatte viel zu stark auf der emotionalen Ebene geführt so dass kaum sachliche Erkenntnisse aus dieser Runde gewonnen werden konnten. Es gab hier völlig verschiedene Meinungsäusserungen, einige der vorgetragenen Argumente waren etwas gar weit her geholt, in diesen Fällen darf dann aber auch niemand enttäuscht sein, wenn diese Einschätzungen nicht die breite Unterstützung finden.
Als einziges konkretes Statement kann zu diesem Thema folgendes festgehalten werden. Es gab in der Vergangenheit, es gibt in der Gegenwart und es wird höchstwahrscheinlich auch in der Zukunft immer verschiedene Typen von Schauwellensittichen geben. Dies gehört zu einer sich entwickelnden Rasse dazu und es ist unsere Aufgabe als Richter, all diese verschiedenen Variationen fair nach den gültigen Richtlinien zu bewerten, ohne Einzelne davon über die Verhältnisse zu bestrafen oder gar zu versuchen, diese von den Ausstellungen zu verbannen!